Frauen-Power auf dem Feld

Der größte Teil der Bevölkerung in Ober-Roden lebte viele Jahrhunderte lang von den Erträgen der Felder und des Waldes. Mehr schlecht als recht, denn die Erträge waren aufgrund der schlechten Bodenqualität (Sandboden) nicht besonders hoch.

Es waren überwiegend ärmliche Verhältnisse, in denen z.B. 1831 die 83 Ackerbauern, 55 Tagelöhner und 62 Handwerker mit ihren Familien in Ober-Roden lebten.

Das Handwerk hatte eine gewisse Bedeutung. Neben den üblichen handwerklichen Berufen ragten in Ober-Roden und in den Nachbargemeinden die „Häfner“ (Töpfer) hervor.

In einigen Büchern des Schriftstellers Nikolaus Schwarzkopf, in Urberach geboren und Büchner-Preisträger, kann man die Lebensverhältnisse nachempfinden.

Das 19. Jhd. brachte mit der Erfindung der Dampfmaschine und der damit beginnen- den industriellen Revolution auch in Ober-Roden eine entscheidende Wendung.

Junge Männer aus kinderreichen bäuerlichen Familien suchten nun Arbeitsplätze in den entstehenden Fabriken, vor allem in Offenbach und Frankfurt. Die 1896 gestartete Rodgau-Eisenbahn war ein wesentlicher Beschleunigungsfaktor, das aus Bauern zunehmend Industriearbeiter wurden.

Viele davon bestellten aber noch nach Feierabend ihre Äcker für den Eigenbedarf.

Auf der Hauptstraße von Ober-Roden

Nach dem 2. Weltkrieg im Zuge des „Wirtschaftswunders“ gingen auch die landwirtschaftlichen Nebenbetriebe rasant zurück.

1956 zählte man noch 24 hauptberufliche Bauern. 1959 noch ungefähr 10.

Heute gibt es nur noch einen, den Hof Gaubatz, dessen Felder bis an das Breidert heranreichen.

Alfred Mieth (Jahrgang 1939) erinnert sich an seine Kindheit:

Unser kleiner Hof mußte die Familie ernähren. Manchmal hatten wir Überschüsse. Dann fuhren meine Eltern mit mir mit dem Pferdefuhrwerk nach Frankfurt, um z. B. Kartoffeln zu verkaufen. Auch Heu haben wir angeliefert, an die Brauereien, die ja die Pferde für ihre Fuhrwerke zu versorgen hatten. Später wurde dann auch Spargel weiterverkauft.

Als Kinder waren wir oft auf dem „Breidertbuckel“, der im Volksmund so hieß, weil er ein bißchen höher lag. Meistens zur Feldarbeit mit den Eltern. Aber auch mit anderen Kindern, wenn z.B. die Kirschen reif waren und wir sie heimlich gepflückt haben. Manchmal hat uns der Feldschütz erwischt und nachgemacht. Im Winter haben wir den Bach hinterm Braaret Bernsche gestaut. Die Eisfläche auf dem Wiesengrund war unsere Schlittschuhbahn. Damals gab es ja noch richtige Winter. Auch das Braaret Bernsche war ja noch eine richtige Quelle, wo richtig viel Wasser lief.

Vom Bernsche sollten ja die Kinder kommen, so wurde es erzählt.