Wahrscheinlich haben die Römer den Spargel nach Germanien gebracht – wie so vieles Andere auch. Zunächst wurde er wohl eher als Heilmittel, weniger als Gemüse, angebaut. Das änderte sich erst langsam ab dem 17. Jahrhundert. Man kannte anfangs nur den Grünspargel, der über der Erde wächst und geerntet wird. Der heute bei uns dominierende weiße Spargel wächst dagegen unter der Erde (unter den aufgeschütteten Wällen) und wird auch dort geschnitten.


Auf diesem Bild sind Oma Mieth und Mutter Fritz mit ihren beiden Söhnen auf ihrem Spargelfeld zu sehen. Heute stehen dort ihre Häuser in der Leipziger Straße.

In Ober-Roden begann der Spargelanbau erst 1927.Man suchte wohl nach ergänzenden Anbaumöglichkeiten, da die Äcker im Breidert für viele Ackerfrüchte nicht gut geeignet waren und die Äcker östlich des Ortskerns von Ober-Roden häufig überflutet wurden, was immer wieder zu Ernteeinbußen führte. Vor allem zwischen 1920 und 1940 hatte extremes Hochwasser die Ernteerträge stark gemindert.

Irgendjemand muß damit begonnen haben, es mal auf dem sandigen „Breidert-Buckel“ mit dem Anbau von Spargel zu versuchen. Und siehe da – es klappte.


Mittagspause auf dem Breidert-Buckel. Die ganze Familie hilft bei der Ernte.

1927 wurden 2 ha genutzt. Fünf Jahre später waren es bereits 14 ha, auf denen Spargel wuchs. Und im Jahr 1937, so ist es überliefert, wurde auf 19 ha Spargel geerntet. Eine Erfolgsgeschichte, die den Landwirten durch regionalen Verkauf etwas Geld in die bescheidenen Familienkassen brachte.


Zuhause in Ober-Roden wurde dann die Spargelernte geputzt und geschält, sowohl für den eigenen Verbrauch als auch für den regionalen Verkauf.

Franz Jäger erinnert sich an seine Kindheit im Breidert:

„E Sticksche noch, donn sinn mer uwwe“. Meine Mutter schnaufte wie ein Walroß, als sie sich Mitte der 50er Jahre mit dem Fahrrad den Breidert-Buckel hochkämpfte: Mit mir, dem kleinen Fränzel im Fahrradkörbchen und der Ausrüstung zum Spargelstechen auf dem Gepäckträger.

Zwischen dem Hochhaus und dem Ärztehaus verlief auch damals der Weg, geradlinig bis zum Umspannwerk, das damals noch Teil unseres Ackers war: 4 Reihen, je 120 m lang, mit 40 Obstbäumen bestückt.

Einen großen Teil des Sommers habe ich in früher Kindheit dort verbracht. Zuerst als Baby in Windeln unter einem Apfelbaum, abgelegt zwischen den Spargelreihen. Später beim Spargelstechen oder Obsternten. Wie gerne hätte ich einige Jahre später mit meinem Speer auch einen der vielen Hasen erlegt, die, hinter den Spargelhügeln geduckt, ihr Spiel mit mir trieben. Das ist mir nie gelungen, sie waren einfach zu schnell.

Was für eine schöne Kindheit, jeden Tag draußen in der Natur!