Eine Ostergeschichte von Greta Diederichs, Marlis Weyher und Margrit Ewerszumrode

Der letzte Vollmond war überaus sehenswert und selten, leider auch ungewöhnlich hell. Flapps machte kein Auge zu und fiel bei Morgengrauen übermüdet in einen tiefen Schlaf. Als die Sonne bereits hoch am Himmel stand, reckte er sich wohlig und streckte alle Viere von sich. Er schüttelte sich kurz und blinzelte verwirrt in die Sonne:
„Heiliger Hase, das war der erste Vollmond im Frühling! In 4 Tagen ist Ostern!“
Flapps, der in einem Wettbewerb zum Osterhasen gewählt wurde, hatte eine Mission zu erfüllen. Er war noch nie der Fleißigste, aber der Schnellste war er schon. In Zick-Zack-Sprüngen raste er zum nächsten Bauernhof. Er klopfte energisch bei den Hühnern an, die aufgescheucht hochflatterten. Leider, leider kam er zu spät: Der Stall war geschlossen wegen der Corona-Pandemie und Eier wären sowieso schon Mangelware gewesen.
Nach Luft schnappend, setzte er sich erst mal ins frische Gras und ließ betrübt die langen Ohren hängen. Die Amseln und Spatzen sammelten eifrig Nistmaterial und feilschten energisch um die besten Brutplätze. Er schaute zu ihnen hoch aber auch dieses Federvolk konnte ihm keine Eier liefern. Die waren noch nicht einmal gelegt.
Auf zum Supermarkt! Er kam unbemerkt rein und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass auch dort nur noch Schokoladeneier zu bekommen waren. Eine Notlösung ist auch eine Lösung. Mit einer Riesentüte Schokoeier und Hasen mit Glöckchen versteckte er sich unter einem Einkaufwagen und gelang ungehindert wieder ins Freie.
Wenigstens etwas…aber nicht genug. Jetzt hieß es Klinken putzen!
Zaghaft klingelte er an verschiedenen Türen am Breidertring.
„Zu spät, Lieber Osterhase: ich darf meine Kinder und Enkel nicht besuchen, also habe ich die Eier dorthin geschickt. Ich komme ohne aus! Ich hätte aber wunderschöne Papierblumen als Osterdekoration anzubieten. Selbst gebastelt und dank Corona wiederentdeckt.“
Kreuz und Quer, auf unzähligen verschlungenen Wegen, erreichte er viele liebenswerte und kreative Bewohner, die ihm Geschenke ins Körbchen legten. Alle hatten Mitleid mit dem späten, unglücklichen Osterhasen und spendeten reichlich. Seltsame Dinge waren dabei: Klopapier, Atemschutzmasken und Desinfektionstücher und sogar zwei Kilo Mehl. In einer Straße nahe dem Wald standen auf einem Mäuerchen edle Kaffeetassen auf bunten Ostersets und warteten auf Gäste. Ein niedliches selbstgebackenes Osterlämmchen wirkte besonders einladend. Die spendierfreudige Dame schenkte es Flapps, der sichtlich Mühe hatte, die Gabe nicht sofort zu verspeisen. Sie bot auch ein selbst gebasteltes Filz-Set mit farbenfrohen Vögeln an. So eine Ausgangssperre fördert die Kreativität! Er lehnte das wertvolle Präsent dankend ab, denn so viel konnte der kräftigste Hase nicht schleppen.
Nun hatte er viele Geschenke gesammelt, die er gerecht zum Fest verteilen wollte. Am Breidertring entdeckte er einen Garagen-Give-Away-Shop und erleichtert stellte er dort seine Mitbringsel dekorativ auf. Zur Selbstbedienung!
„Für jeden ist etwas dabei“ dachte Flapps zufrieden und hoppelte glücklich nach Hause, wo er sich ausgiebig von den Strapazen erholte. Einem Hasenhalsband-Glöckchen konnte er nicht widerstehen und so klingelte er fröhlich zum ungewöhnlichen Osterfest.

Flaps und Corona-Ostern

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